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10 Jahre CUSTOMCELLS: 10 Fragen an Leopold König und Torge Thönnessen

Lesen Sie hier das Interview zum 10-Jährigen CUSTOMCELLS-Jubiläum.


Im Jahr der CUSTOMCELLS-Gründung wurden exakt 2.956 Elektroautos neu zugelassen. In diversen Beiträgen wurde damals das Scheitern der Energiewende auf der Straße beklagt. Sechs Jahre später erntete die CSU-Politikerin Dorothee Bär noch Hohn und Spott für ihren Verweis auf Flugtaxis. Was hat sie damals dennoch zuversichtlich gestimmt, dass CUSTOMCELLS erfolgreich sein kann?

Die Zuversicht hat sich daraus gespeist, dass auch Debatten, wie jene um die Aussagen von Dorothee Bär, nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen konnten, vor denen wir standen und aufgrund der technischen Entwicklungen auch heute noch permanent stehen. Gleichzeitig haben wir durch das Scheitern anderer Start-Ups gelernt, dass für einen Erfolg insbesondere das Timing und der Umgang mit Ressourcen entscheidend sind. Das hat uns schnell auf einen schlanken Pfad geführt und zu einem Stufenplan, bei dem wir uns konsequent auf nicht-besetzte Bereiche im Markt konzentriert haben. Damit waren wir erfolgreich - und das hat uns angespornt, weiterzumachen.

Wann war Ihnen in den vergangenen zehn Jahren klar, dass CUSTOMCELLS sich tatsächlich am Markt etablieren kann?

Wir waren eine lange Zeit deutlich zu klein, um den Sprung in das Seriengeschäft der Automobilisten zu schaffen. Wir wussten aber, dass das „Startgeschäft“ sich stark transformieren müsste, um auf Dauer Bestand zu haben. So haben wir den Sprung mit Unterstützung des IPCEI vor etwa drei Jahren in die Großserie gewagt und eine logische vertikale Wertschöpfungskette aufgebaut.

War der Weg zurück in die Forschung für einen von Ihnen beiden jemals eine Option?

Haben wir die Forschung denn jemals ganz verlassen? Wir sind beide technikbegeisterte Unternehmer - genau wie eine Vielzahl unserer Mitarbeitenden bei CUSTOMCELLS. Das schließt Forschung mit ein. Durch das Unternehmertum haben wir die Möglichkeit, Forschung heute ganz direkt in die Praxis zu überführen und so durch innovative Technologien Mehrwerte für die Gesellschaft zu schaffen. 

Es vergeht inzwischen kaum eine Woche, in der die Medien nicht über Alternativen zur Lithium-Ionen-Technologie berichten. Warum erachten Sie die Lithium-Ionen-Technologie auch für die kommenden 10 Jahre als dominierend?

Es ist inzwischen gut drei Jahrzehnte her, dass die Lithium-Ionen-Technologie ihre Marktreife erlangt hat. Die Grenzen ihres Potenzials hat sie nach unserer Einschätzung dennoch bislang nicht erreicht. Künstliche Intelligenz oder auch die Nanotechnologie eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten, die Lithium-Ionen-Batteriezellen weiterzuentwickeln. Gleichzeitig ist es trotz der gelegentlichen Erfolgsmeldungen in den Medien kein leichtes Unterfangen, neuartige Akkumulatoren- oder Zellsysteme vom Labor in die Praxis zu überführen. Etwas im industriellen Maßstab herstellen zu können, unterscheidet sich deutlich vom Erzielen erfolgreicher Resultate im Labor.

In Bewerbungsgesprächen wird oftmals die Frage gestellt: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Wir stellen diese Frage mit Blick auf CUSTOMCELLS. Wo sehen Sie das Unternehmen in 10 Jahren?

Wir rechnen damit, dass sich CUSTOMCELLS als internationaler Konzern im Segment der Premium-Batteriezellen-Produktion etablieren wird. Das Geschäft wird sich auch hier über die vertikale Wertschöpfungskette erweitern und wir rechnen damit, dass in Zukunft nicht nur Zellen produziert werden, sondern sinnvolle Elektrifizierungskonzepte, die auch Software enthalten. Wir werden auch in 10 Jahren ein Unternehmen sein, dass einen entscheidenden Anteil an der fortschreitenden Elektrifizierung der Mobilität haben wird. 

Bleiben anwendungsspezifische Zellen ein Thema – oder setzen sich am Ende nicht doch standardisierte Zellen durch? Wie sieht die Einschätzung von CUSTOMCELLS aus und wie die Strategie?

Die Frage ist eher, ob es in Zukunft noch die standardisierte Zelle geben wird - im Sinne der großen All-in-One-Lösung. Das Angebot am Markt ist zunehmend differenziert. Es finden sich immer mehr Anwendungsfälle, für die Lithium-Ionen-Batterien mit sehr spezifischen Leistungsmerkmalen benötigt werden. “Ahead in Innovation” ist ein gelebtes Credo bei CUSTOMCELLS. Und dem bleiben wir auch in Zukunft treu. 2016 haben wir die ersten Siliziumzellen gefertigt. 2018 mit der Entwicklung von Hochtemperaturzellen begonnen. Das sind beides Themen, die heute mehr als je zuvor gefragt sind. Für den Aviation-Sektor haben wir Zellen entwickelt, die sowohl hinsichtlich der High Energy als auch der High Power Density neue Maßstäbe setzen. Mit der Verknüpfung unserer Zellen und digitalen Technologien wie Cloud-Computing und KI schlagen wir nun das nächste Kapitel auf. 

In vielen Industriebereichen vollzieht sich ein Wandel. Aus Produkten werden Service-Leistungen. Inwieweit arbeiten auch Unternehmen wie CUSTOMCELLS an solchen Ansätzen, um darüber die Wertschöpfungskette weiter zu verlängern?

Unser Geschäftsmodell haben wir schon in den Anfangstagen stark in Richtung Dienstleistung ausgerichtet. Heute decken wir mit unserem Service-Portfolio große Teile der Wertschöpfungskette der Batteriezellentwicklung und -Herstellung ab. Der Einsatz digitaler Technologien ermöglicht es uns, diese Wertschöpfungskette weiter zu verlängern. Die Basis dafür liefert die Verbindung der Batterie mit einer Cloud. Über die auf diese Weise gewonnen Daten, die uns Informationen beispielsweise zum Zustand der Zellen liefern, können wir in Zukunft unseren Kunden zusätzliche Services bereitstellen und sie auch nach dem Einbau der Zellen sinnvoll unterstützen. 

CUSTOMCELLS bezeichnet sich als Unternehmen „powered by people“. Wie sucht sich ein Unternehmen wie CUSTOMCELLS aber gerade in den Anfangsjahren das passende Personal, wenn es womöglich noch keine großen HR-Abteilungen gibt?

Da steckt die Antwort schon in der Frage. In den Anfangsjahren waren wir selbst das Front- und das Backoffice, die Entwicklungs- und Sales-Abteilung in einem. Wir haben uns vor allem bemüht, Menschen in unser Team zu holen, die nicht nur viel technologische Expertise mitbringen, sondern auch eine Macher-Mentalität und den Wunsch, eine Zukunftstechnologie mitzugestalten. Ein gutes Team ist vergleichbar mit den weltbesten Batteriezellen. Nur, wenn die Chemie stimmt und das Zusammenspiel im Ganzen, lassen sich herausragende Leistungen erzielen. Und genau das ist es, was wir bei CUSTOMCELLS seit 10 Jahren getan haben - und  jeden Tag aufs Neue tun.

10 Jahre CUSTOMCELLS – das ist eine lange Zeit. An welche Phase in der Unternehmensgeschichte erinnern Sie sich auch heute noch besonders oft?

Natürlich gilt das, was für jedes Gründer-Team gilt: Es gab Auf und Abs. Aber gerade die Anfangszeit hat uns stark geprägt. Kurz nach der Gründung ging unser bis dahin einziger Kunde Pleite. Wir mussten unser Geschäftsmodell verändern - und das möglichst schnell. Im Rückblick hat uns das in vielfältiger Weise geprägt. Der Fall hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, dass die Geschichte selten geradlinig verläuft - und wir mit unseren Produkten, Services und letztlich dem gesamten Geschäftsmodell schnell, flexibel und im höchsten Maße innovativ unterwegs sein müssen, wenn wir am Markt bestehen wollen. Heute können wir sagen: Das ist uns gelungen. CUSTOMCELLS ist in den Märkten seiner Kunden daheim. Wir kennen die spezifischen Herausforderungen in ihren Branchen und die Anforderungen, die sie an unsere Lösungen stellen. Unser Beschäftigten vereinen technisches Know-how mit der umfassenden Erfahrung aus über 1.400 industriellen Projekten. Und das macht uns erfolgreich.  

Hätte, hätte … wir wissen, wie es weitergeht. Doch was ist die eine Entscheidung, in der Geschichte von CUSTOMCELLS, von der Sie im Rückblick sagen würden, dass diese wirklich wegweisend war?

Da gibt es nicht diese eine Entscheidung. Jede Entscheidung, die wir getroffen haben, war auf ihre Weise im Rückblick wichtig. Sicherlich muss man gerade in den vergangenen Jahren das Joint Venture mit der Porsche AG nennen. Und schlussendlich natürlich die Verpflichtung von Dirk Abendroth als CEO der CUSTOMCELLS Gruppe.  CUSTOMCELLS zu einem global führenden Unternehmen mit einer Schlüsselrolle im Premium-Batteriemarkt aufzubauen, ist genau die Herausforderung, die uns nun gemeinsam antreibt.